RABENVÖGEL:

Intelligente Schönheiten - Mythos und Wahrheit

Raben in der Geschichte

Die schlauen Rabenvögel haben immer das Leben der Menschheit begleitet. Deshalb ranken sich auch so unglaublich viele Geschichten, Märchen, Sagen und Legenden um sie. Kein anderes Tier hat einen derart bevorzugten Platz in der Mythologie und den Naturreligionen. Den Raben werden viele erstaunliche Eigenschaften zugeschrieben. Als Götterbote, Orakel, Heilsbringer, Ratgeber, Wegzeiger, Retter, Nahrungsbringer, Beschützer und als Schöpfer der Welt schweben Raben weltweit durch die Sagen- und Märchenwelt vieler Jahrhunderte. In vielen Kulturen haben die Raben die Kunst, Sprache und Spiritualität besonders beeinflusst.

Nach alten Überlieferungen haben viele Götter und Könige ihre Weisheit, Intelligenz und Flugfähigkeit genutzt.

Bei den früheren Germanen galten Raben als Göttervögel, Götterboten und als Symbol der Weisheit.

Zwei Raben begleiten Odin (Wotan); den Vater, Herrscher und König aller Götter. Seine beiden schwarzen Raben Hugin und Munin symbolisieren sinnbildlich den göttlichen Gedanken und das göttliche Gedächtnis (Erinnerung). Sie flogen täglich hinaus, um überall auf der Welt Neuigkeiten für Odin den Rabengott zu sammeln.

Als Boten des mächtigsten aller Götter waren Raben den Germanen heilig. Ihr Charakter galt als vorbildlich und das Auftauchen eines Raben galt als ein ausgesprochen gutes Vorzeichen. Auch in Flug und Verhalten waren Raben das wichtigste Omen.

Bei den Kelten ist der Rabe der Bote, der zwischen der realen und der Anderswelt vermittelt, als auch Verkünder der Wahrheit.

Göttliche Raben haben die Wanderzüge der Kelten angeführt. Die Gottheit des Rabens oder der gesegnete Rabe spielte eine wichtige Rolle im keltischen Glauben. Sie stand unter anderem als Symbol der Prophezeiung und für Fruchtbarkeit.

Die Druiden (Priester der Kelten) verehrten den Raben als Tier der Prophezeiung und machten ihn zum Schutztier einer ihrer bekanntesten Clans, des Clans der Rabenkrieger (Branovices).

Auch einer der wichtigsten keltischen Götter, der Sonnen- und Lichtgott Lugh (Lugos) und gleichzeitig Schutzgott der Magier, Krieger, Dichter und Schöpfer der Künste wird stets von zwei Zauberraben begleitet.

Den Wikingern dienten Raben im 9. Jahrhundert nach Chr. als Wegweiser und Kompass während gefährlicher Seefahrten. Mit Hilfe von Flokis Raben entdeckten die Wikinger Grönland.

Die Griechen und Römer verehrten die Raben als wichtige und weise Orakelvögel, sowie als Gefährten und Götterboten des Sonnengottes Apollo, dem Gott der Weissagung, der auch für das berühmte „Orakel von Delphi“ zuständig war. Ähnlich wie bei Odin verrieten sie ihm Neuigkeiten und versorgten ihn mit Informationen.

Die Griechen wussten auch um die bei den Rabenvögeln weitverbreitete eheliche Treue. So galten den Griechen als auch den Ägyptern zwei Raben als ein Symbol der Ehe und der Treue und waren deshalb den höchsten Götterkreisen zugeordnet.

Raben waren Attribute der Athena, des Kronos und des Aescualpius. Sie galten als Symbol der Fruchtbarkeit, weshalb sie auf Hochzeiten gerne gesehen waren.

Die römischen Auguren (Priester) lasen aus dem Flug von Raben und auch Krähen (Corvus Corone) Hinweise auf die Zukunft heraus. Die Deutung der Zukunft aus dem Verhalten der Raben ist die Korakomantie. Der Flug und der Ruf der Raben prophezeite den Ausgang wichtiger Ergebnisse.

In der römischen Religion Zoroastrianismus symbolisiert der Rabe die Reinheit, weil er die sterblichen Überreste des Diesseits beseitigt und im Mithraismus repreäsentiert er den höchsten Grad der Weihe.

Der römische Imperator Cäsar und Kaiser Augustus hielten sich gleich mehrere sprechende Raben, die sie zu Höchstpreisen gekauft hatten.

Die höchste Ehrung widerfuhr einem Raben im alten Rom, er bekam ein riesiges Staatsbegräbnis.

Wie der römische Historiker Plinius berichtet, gab es im Jahre 35 nach Christus in Rom einen Raben, der jeden Morgen auf die Rednertribüne des Forums flog und mit kräftiger Stimme den Kaiser und die Würdenträger des Staates begrüßt. Gut verständlich hat er sie stets mit „Ave Caesar victor imperator!“ begrüßt, einzelnen Gästen und Bittstellern hat er „Opera et impensa periit!“ (Da ist Hopfen und Malz verloren!) zugerufen.

Sein Quartier hatte sich der Rabe bei einem Schuster gesucht. Da der Vogel eine sehr beliebte Attraktion war, kamen viele Römer, um ihn zu bestaunen und brachten bei dieser Gelegenheit dem Schuster auch gleich ihre Schuhe zur Reparatur.

Ein Konkurrent neidete ihm den geschäftlichen Erfolg und ermordete den Raben. Über den Tod des beliebten Raben waren die römischen Bürger so traurig und wütend, das sie den Mörder des Rabens lynchten.

Der Leichnam des Rabens wurde königlich mit einem riesigen Leichenzug auf der berühmten Via Appia zu Grabe getragen.

In der persischen Mythologie waren dem Sonnengott zwei Raben als Boten heilig. Bei den Persern und Hethitern standen Raben mit Sonnen- und Lichtkulturen in Verbindung.

Der Rabe ist das Symboltier der sumerischen Erdgöttin Aruru. Für die Sumerer und Babylonier ist der Rabe wie im alten China ein Gottesvogel.

In China ist der glänzend schwarze Rabe das erste kaiserliche Emblem, das Yang – die Sonne und die Lebenskraft des Kaisers.

Auch in Indien und Tibet wurden Rabenorakel befragt. Der Rabe ist außerdem bis heute der geheiligte Nationalvogel Tibets. Er schmückt die tibetisch königliche Krone und stellt die Gottheit Gonpo Jarodonchen dar, eine der wichtigsten Schutzgottheiten Tibets.

Schon der erste Dalai Lama wurde als Kind von Raben beschützt. Das wiederholte Erscheinen von Raben in nächster Nähe eines Kindes galt als Zeichen dafür, dass es sich um den wiedergeborenen Dalai Lama handeln muss.

Im Hinduismus wurde die Gottheit Brahma einst als Rabe wiedergeboren. Auch in anderen Glaubensrichtungen stellen die Raben die Seelen der Verstorbenen dar, die wiedergekehrt sind.

Die irdische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Medb soll fähig gewesen sein die Gestalt eines Rabens anzunehmen.

In der Alchemie symbolisiert der schwarze Rabe die Schwärzung (Nigredo), eine der Stufen bei der Herstellung eines Steines der Weisen – dem Ziel der Alchemie.

Nach einer Legende soll die Seele von König Arthur, nachdem er in der Schlacht von Camlan gefallen war, als riesiger Rabe aufgestiegen sein  und seitdem über Großbritanien schweben bis er eines Tages als Herrscher wiederkehrt.

Der Sage nach droht dem britischen Königreich ein katastrophales Ende, wenn die dort lebenden Raben den Tower of London verlassen. Deshalb werden die Tower-Raben bis heute von dem eigens dafür angestellten Ravenmaster (Rabenmeister) sorgsam umhebt. Die Raben des Towers gelten offiziell als Angehörige der königlichen britischen Armee mit
militärischem Rang.

Die Kulte um diesen mystischen Raubervogel erreichen bei den Native American (Indianern) besonders epische Ausmaße. Vor allem die nordamerikanischen Stämme verehren den Raben als göttlichen Schöpfer der ganzen Welt und aller Lebewesen.

„Es war der Rabe, der große Verwandler, der Hüter und Bewahrer aller Kultur, Schöpfer und gleichzeitig Übermensch, erscheinend in mannigfaltiger Gestalt, der die Erde, Mond, Sonne und Sterne erschuf.“

Der Rabe als Träger der Magie ist für viele Stämme auch eines der wichtigsten geheiligten Krafttiere (Totemtiere) und steht als mächtiges Symbol für göttliche Kraft und Schöpfertum. In den Totems der verschiedenen Indianerklans symbolisiert er vor allem Ansehen und Prestige.

Der Rabe soll es ermöglichen, die Zukunft vorherzusehen. Er wird innerhalb der indianischen Mythologie auch als sagenhafter Held und Verwandler, sowie als Bote des „Großen Geistes“ angesehen. Als Helfer, Ratgeber und Seelenführer begleitet der Rabe den Schamanen auf seinen Seelenreisen in die geistige Welt. Zudem gelten sie als Verkünder der Wahrheit und als mystische Seelenvögel.

Auch bei den Eskimos aus Alaska und Grönland, den Inuit, erschuf der Rabe den Menschen und lehrte ihn zu überleben.

Stämme der Naturvölker Ostsibiriens und Alaskas verehren den Raben als einen Gott. Er gilt ihnen als Schöpfer der belebten Erde, Lehrer der ersten Menschen und Ratgeber der Schamanen.

Allen gemeinsam gilt der Rabe als Symbol für das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.

In der Bibel trifft man mehrmals auf die legendären schwarzen Vögel. Ein Rabe der Arche Noah war es, der nach der großen Sintflut als erster das auftauchende Land fand.

Raben nimmt der Sohn Gottes als Beispiel, dass Gott für seine Geschöpfe sorge. Gott selbst bat Raben Propheten und Heilige mit Nahrung zu versorgen. So bewahrten die Raben diese vor dem Hungertot. Indem ein Rabe vergiftetes Brot fort trug, rettete er dem Heiligen Benedikt das Leben.

Der Rabe ist auch das Symboltier des heiligen Königs von Northumbrien, zu dessen Krönung zwei Raben den Ring und das Salböl überbrachten.

Quelle: Ravenity

Updated: 14/10/2015 — 22:34
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