RABENVÖGEL:

Intelligente Schönheiten - Mythos und Wahrheit

Der Rabenvogel ist ein Singvogel

Singvögel

Die Singvögel gelten als die am stärksten abgeleitete Vogelgruppe. Ihre Entfaltung begann vermutlich im Miozän vor 30-10Millionen Jahren. Dank ihrer Fähigkeit, sich unter schwankenden Umweltbedingungen zu bewähren und ihrer großen Plastizität haben sie sich in ca. 4000 Arten aufgespalten und in sehr unterschiedlichen Habitaten etabliert.

Gemeinsames Merkmal aller Singvögel ist, daß die Entwicklung des unteren Kehlkopfes an der Verzweigung der Bronchien, der Syrinx, unter allen Vögeln am weitesten fortgeschritten ist. Der Stimmapparat ist besonders stark ausgebildet (mit 4-9 Muskelpaaren). Dies wiederum hat zur Entwicklung stark differenzierter Lautäußerungen (Gesänge) geführt, die ihrerseits wieder zu einer schnellen Artabspaltung führen.

 

Stimmkopf – Syrinx

Als Stimmkopf (anatomisch Syrinx) wird das Lautbildungsorgan der Vögel bezeichnet. Der wissenschaftliche Name leitet sich von der nach einer Nymphe benannten Panflöte Syrinx ab. Er wird auch als „unterer Kehlkopf“ bezeichnet, gegenüber dem eigentlichen „oberen“ Kehlkopf. Letzterer dient bei Vögeln ausschließlich zur Trennung von Luft- und Nahrungsweg und nicht zur Stimmbildung, er besitzt auch keine Stimmbänder (Stimmlippen, Stimmfalten).

Der Stimmkopf liegt bei den meisten Vögeln an der Aufspaltung der Luftröhre (Trachea) in die beiden Hauptbronchien, sogenannter „tracheobronchaler Stimmkopf“. Bei einigen Arten ist er direkt in der Trachea, bei einigen eher in den Hauptbronchien lokalisiert (trachealer bzw. bronchaler Stimmkopf).

Syrinx

  1. letzter freier Knochenring der Luftröhre
  2. letzter freier Knochenring der Luftröhre
  3. Tympanum
  4. vordere Gruppe der Syrinxringe
  5. Pessulus
  6. Membrana tympaniformis lateralis
  7. Membrana tympaniformis medialis
  8. hintere Gruppe der Syrinxringe
  9. Hauptbronchus
  10. Bronchialknorpel

Die tracheobronchale Syrinx beginnt mit einem kompakten Hohlraum, dem Tympanum (2). Er entsteht durch Verschmelzung der hinteren Knochenringe der Trachea. Bei den männlichen Entenvögeln besitzt das Tympanum eine linksseitige Erweiterung (Bulla syringealis). Im Inneren befindet sich an der Aufspaltung der Hauptbronchien ein knöcherner Steg, der Pessulus (4). Vom Tympanum setzen sich auf die Bronchien die Syrinxringe fort, die in zwei Gruppen unterteilt werden (3, 7). Zwischen beiden Gruppen ist außen eine Membran eingespannt, die Membrana tympaniformis lateralis (5). Auch an der Innenseite ist eine Membrana tympaniformis medialis (6) ausgespannt. Sie setzt sich nach unten in das Bindegewebe fort, das die C-förmigen Trachealknorpel (9) schließt.

 

Funktion

Die Spannung der insgesamt vier Syrinxmembranen kann durch Muskeln verändert werden. Hochfrequente Exspirationen lösen Schwingungen dieser Membranen aus, die durch die Muskeln moduliert werden und in ihrer Gesamtheit den artspezifischen Gesang der Vögel hervorrufen. Diese Vogelstimmen sind oftmals so charakteristisch, dass eine Artbestimmung allein vom Gesang her möglich ist, ohne dass der Vogel gesehen werden muss.

Eine Reihe von Vögeln ist in der Lage, die Syrinxmembranen beider Seiten unabhängig voneinander zu betätigen und somit zweistimmige Gesänge zu erzeugen. Kuhstärlinge (Gattung Molothrus) nutzen abwechselnd linke und rechte Seite, so dass sie sehr schnelle Tonfolgen (bis zu 30 Töne pro Sekunde) erzeugen können.

 

Rabenvögel

Die Syrinx der Rabenvögel ist sogar noch besonders kompliziert ausgebildet. Alle Rabenvögel beherrschen einen leisen Plauder-Gesang und haben ein großes Stimmspektrum, auch wenn sie gewöhnlicherweise nur krähen oder krächzen.

Die Rabenvögel werden normalerweise an die Spitze der Singvögel gestellt. Die Gründe dafür sind ihre für Vögel erstaunlichen geistigen Fähigkeiten, ihre Größe und ihr komplexes Verhalten.

Die Familie besteht aus rund 100 Arten und ist besonders auf der nördlichen Hemisphäre und in Südostasien verbreitet. Sie fehlt nur auf einigen ozeanischen Inseln, in Teilen Südamerikas und in Neuseeland.

Updated: 14/10/2015 — 23:48
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